Aktuelles RAW WARS - Wachsende ProRes RAW Unterstützung, aber noch kein Durchbruch // NAB 2019

RAW WARS - Wachsende ProRes RAW Unterstützung, aber noch kein Durchbruch // NAB 2019

Pünktlich zur NAB haben einige Hersteller die Unterstützung von ProRes RAW angekündigt. Doch der Support von vielen wichtigen Softwareschmieden (und Kamera-Modellen) steht nach wie vor aus...

Auf den ersten Blick mag es aufgrund der Fülle der Ankündigungen schon wie ein Homerun klingen: Assimilate SCRATCH, FilmLight Baselight und Daylight, MTI CORTEX, Telestream Switch und GrassValley EDIUS wollen ab sofort oder in Kürze ProRes RAW unterstützen. Damit sieht es so aus, als könnte sich der Vorschlag von Apple und Atomos für ein "genormtes", RAW-ähnliches Format nun langsam auf breiter(er) Front durchsetzen.



Doch auf den zweiten Blick lassen diese Ankündigungen vor allem strategische Interessen durchscheinen. Zuallererst fällt auf, dass einzig EDIUS die Unterstützung als Schnittsystem ankündigt. Alle anderen genannten Hersteller sind eher im Bereich Highend Finishing / Color-Grading zu verorten. Verbreitetere und deswegen wichtige Schnittlösungen wie Media Composer, Adobe Premiere oder DaVinci Resolve haben dagegen auch zur NAB 2019 nach wie vor keine Unterstützung angekündigt. Und auch andere wichtige Schlüsselapplikationen wie z.B. Nuke halten sich bislang mit einer Ankündigung zurück.



Die große Zahl der neuen Unterstützer sind fast allesamt direkte oder indirekte Resolve Konkurrenten im Pro/Grading-Bereich. Nachdem von Blackmagic aus diversen Gründen keine zeitnahe Unterstützung von ProRes RAW zu erwarten ist, wittern diese Grading Konkurrenten natürlich Morgenluft. Also potentielle neue Kunden, die mit ProRes RAW arbeiten wollen, aber hierfür nicht Resolve nutzen können.



Ähnliche Überlegungen dürften natürlich auch bei Grass Valley eine große Rolle spielen. Wie es aussieht, wird EDIUS noch einige Zeit das einzige PC-Schnittprogramm bleiben, das ProRes RAW unterstützt. Mit diesem Feature kann man jetzt bis auf weiteres alle ProRes RAW Filmer umwerben, die am PC (und eben nicht am Mac) arbeiten wollen.



Adobe hatte zwar bereits im letzten Jahr eine entsprechende Ankündigung (wohl versehentlich) kurz online und gleich wieder von der Webseite genommen. Deshalb hatten viele Beobachter eigentlich mit einer NAB-Ankündigung in diesem Jahr gerechnet. Da diese nun offensichtlich nicht erfolgt ist, dürfte ProRes RAW frühestens in der Creative Cloud zum nächsten Feature-Sprung im September zur IBC 2019 integriert werden. Auch Media Composer ist nicht bekannt dafür neue Formate zu unterstützen, bevor diese für eine große Zahl von Anwendern relevant sind.



Und Blackmagic hat es sowieso nicht eilig: Langfristig könnten zwar die eher geringen Implikationen für das Blackmagic Kamera-Business die Vorteile im breiteren Einsatzbereich von Resolve wettmachen. Allerdings erst, wenn die Anzahl der unterstützten Kameras für die Atomos-Recorder auch eine kritische Masse darstellen. Doch solange noch nicht einmal Nikons RAW-Firmware für die Z-Serie erhältlich ist, bleibt ProRes RAW für DaVinci Resolve noch eine kaum lohnenswerte Nische. Frühestens wenn weitere stückzahlenstarke Kameras wie Canons EOS R oder Panasonics S1 an Bord kämen, dürfte sich ProRes RAW zu einem relevanten strategischen Puzzlestein für Resolve entwickeln.



Auf der NAB 2019 sagt Atomos (ohne konkreten Zeitrahmen), dass in Zukunft 20 Kameras über eine kompatible RAW-Ausgabe verfügen werden. Aktuell sind uns nur folgende 10 Modelle bekannt: Panasonic (EVA1 und Varicam LT), Canon EOS (C500, C300Mk2), Sony (FS700, FS5 und FS700), Nikon Z6 und Z7 sowie die DJI ZENMUSE X7. Ohne konkrete Modelle ist es jedoch schwer zu sagen, ob unter den noch 10 Unbekannten auch große Zugpferde sein werden.



Wir persönlich gehen davon aus, dass Blackmagic eine ProRes RAW Integration in Resolve sehr schnell umsetzen könnte, zumal eine Lizenzierung jederzeit über Apple ohne Gesichtsverlust möglich wäre. Blackmagic wird sich hier jedoch erst bewegen, wenn man durch mehr verfügbare Kameras und/oder durch eine ProRes RAW Integration in Adobe und Avid dazu gedrängt wird.



Ohne diesen Druck wird Blackmagic dagegen das konkurrierende RAW Format weiterhin so lange wie möglich ignorieren. So gesehen liegt es jetzt vor allem in den Händen von Adobe, Avid, Canon, Fuji, Panasonic und Sony, ob sich ProRes RAW auf wirklich breiter Front durchsetzen kann.



Die RAW WARS gerade erst haben begonnen...



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